Unsere Ortsgeschichte
Die Geschichte Vösendorfs geht weit in die Vergangenheit zurück. Bereits lange vor Beginn unserer Zeitrechnung war das Gebiet des heutigen Vösendorfs besiedelt und hat im Laufe der Jahrtausende Herrscher kommen und gehen, Reiche entstehen und zerfallen sehen.
Urzeit und Antike
Die ersten dauerhaften Siedlungen können bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückdatiert werden. Um welche Menschen es sich während dieser Periode, dem Neolithikum, gehandelt hat, kann heute nicht mehr genau bestimmt werden. Definitiv nachweisen lassen sich jedoch Siedlungen der Kelten im 4. Jahrhundert v. Chr. Unter dem römischen Kaiser Augustus geriet das Königreich immer stärker in Abhängigkeit zu Rom und wurde schrittweise in das Reich eingegliedert. Unter Kaiser Claudius (41 bis 54 n. Chr.) wurde es endgültig römische Provinz. Die Wirren der Völkerwanderung in der Spätantike sorgen schließlich für Unruhe und Chaos. Unter dem Hunnenkönig Attila wird das heutige Wiener Becken aus dem römischen Reich herausgelöst. Nach dessen Tod dringen vermehrt Awaren und Slawen in das Machtvakuum ein.
Mittelalter
Im Frühmittelalter konnte Karl der Große das Awarenreich bei mehreren Schlachten besiegen und die Grenzen des Frankenreiches weiter nach Osten verschieben. Nach langen Auseinandersetzungen mit den Magyaren, den Vorgängern der heutigen Ungarn, konnten die Gebiete des heutigen Niederösterreichs bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955 zurückerobert werden. Diese „östliche Mark“ wurde 976 von Kaiser Otto II. an den Babenberger Leopold I. belehnt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1175, welche heute noch in Stift Admont aufbewahrt wird, enthält die erste schriftlich überlieferte Nennung Vösendorfs. Um 1200 wurde das Schloss Vösendorf erstmals errichtet. Legenden besagen, der Bau wurde durch einen Teil des Lösegeldes für den englischen König Richard Löwenherz, finanziert. Als erster namentlich überlieferter Besitzer der „Herrschaft Vösendorf“ gilt Konrad Praitenfelder aus dem Jahr 1308.
Frühe Neuzeit
Vösendorf wurde von der Ersten Wiener Türkenbelagerung schwer getroffen. Während der Belagerung 1529 erlitt der Ort großflächige Zerstörungen. Von den damals knapp 800 Einwohner überlebten nur etwa 20. In den darauffolgenden Jahrzehnten fehlten der politische Wille und die finanziellen Mittel, um den Ort wiederaufzubauen. Erst im Jahr 1584 waren Schloss und Ortschaft wieder in einem Zustand, welcher wirtschaftliche Erträge und ein menschenwürdiges Leben bot. Bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 wiederholte sich das traurige Schicksal jedoch. Vösendorf lag in Trümmern, von 600 Einwohner überlebten nur 42. Nachdem das Osmanische Reich endgültig aus Mitteleuropa verdrängt werden konnte, verlief der Wiederaufbau rascher und konsequenter. In den darauffolgenden Jahrzehnten legten die Habsburgerherrscher die Laxenburger Allee (Karl VI., 1716) und die Schönbrunner Allee (Maria Theresia, 1742) an. 1794 erwarb Kaiser Franz II. die „Herrschaft Vösendorf“ und errichtete ein weitläufiges Jagdgebiet.
Vormärz und industrielle Revolution
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich die industrielle Revolution auch in Österreich durch. In Vösendorf markierte dies den Anfang der großflächigen Ziegelindustrie, welche auf große Sand- und Lehmvorkommen zurückgreifen konnte. Wirtschaftliche und politische Umbrüche gingen zu dieser Zeit Hand in Hand. Die Revolution von 1848 beendete das Feudalwesen, die Grundherrschaft wurde aufgelöst und eine jahrhundertealte Ordnung verlor ihre Gültigkeit. 1850 wurde die freie Gemeinde Vösendorf konstituiert. 1866 kommt es zur Eröffnung einer Bahnverbindung nach Wien, um den Ziegeltransport zu erleichtern. Viele Gebäude entlang der Wiener Ringstraße wurden mit Ziegeln aus Vösendorf errichtet. Aus dieser Bahnstrecke sollte später die heutige Badner Bahn hervorgehen.
Anschluss und Drittes Reich
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, am 13. März 1938, wurde Wien zur flächenmäßig größten Stadt des Reiches erweitert. In diesem neuen „Groß-Wien“ ging auch die Gemeinde Vösendorf auf, damals im 25. Gemeindebezirk Liesing. In den letzten Monaten des Krieges wurde Vösendorf, durch anrückende sowjetische Truppen und die anhaltenden Kampfhandlungen, schwer verwüstet und in Mitleidenschaft gezogen.
Zweite Republik und modernes Vösendorf
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Abzug der Besatzungstruppen erlangte Österreich 1955 seine volle Souveränität zurück. Vösendorf war ein Jahr zuvor wieder Teil Niederösterreichs geworden. 1966 wurde Vösendorf zur Marktgemeinde erhoben. Im selben Jahr entstand das Marktwappen, welches wie folgt beschrieben werden kann: Das Gebäude im Wappen stellt das Schloss Vösendorf dar. Die silberne Krücke symbolisiert die Verkehrswege des Altertums (Römerstraße) und der Neuzeit (Autobahn).
Das rote, ziegelförmig gemusterte Feld die Industrie sowie das Gewerbe, während das grüne Feld für die Landwirtschaft steht. Der Entwurf und die Gestaltung des Wappens stammen von der akademischen Graphikerin Elfriede Svoboda aus Wien. 1991 kaufte Vösendorf das Schloss von der Gemeinde Wien zurück. Die Renovierungsarbeiten gipfelten mit der offiziellen Eröffnung des Schlosses als neues Gemeindezentrum am 20. November 1999.
Seitdem hat sich Vösendorf in eine starke und moderne Gemeinde entwickelt. Als prosperierender Wirtschaftsstandort, dank der Ansiedelung der Shopping City Süd 1976, punktet die Gemeinde genauso wie durch eine weiterhin lebendige Landwirtschaft. Als Umlandgemeinde Wiens vereint Vösendorf heute die Vorzüge einer modernen und gut ausgebauten Infrastruktur mit den Vorzügen der ländlichen Ruhe. Um den Geist Vösendorfs im 21. Jahrhundert Rechnung zu tragen, wurde 2020 eine umfassende Neugestaltung des Außenauftrittes vorgenommen.